End of the Road

 


Wir sind also wieder zu Hause. Na gut - noch nicht ganz. Derzeit sind wir noch in unserem Häuschen in Tießau. Nachdem wir kurz vor Lübben entschieden haben, es gut sein zu lassen und über die Autobahn in Richtung Potsdam nach Hause zu fahren, standen uns noch ca. 3 1/2 Stunden auf der relativ leeren Autobahn bevor. Kurz nach 22 Uhr waren wir dann in Tießau. Dort legten wir uns dann bald auch schlafen. Am nächsten Morgen schliefen wir aus und machten uns dann - ohne Frühstück - an die letzten 56 km nach Wendisch auf. 

Und so waren die knapp 12 Tage unserer Tour schon wieder vorüber. 



Wie gesagt kam die Entscheidung heim zu fahren recht überraschend. Aber so ist das eben, wenn man "On the Road" ist. Flexibilität ist alles.

Der Tag selber war noch sehr amüsant und wartete mit einigen Überraschungen auf. 

Eine davon war sicherlich Bautzen, durch das wir nur durchfahren wollten und dann doch über drei Stunden blieben.

Aber auch das Hotel gefiel uns ausgesprochen gut. Wir wären gerne geblieben. Ja, das Frühstück hatte jetzt nicht die "Kafka-Qualität/Umfang". Aber das ist ja auch kein Wunder. Der Saal war überraschend voll, obwohl wir - gemäß unserer Regel - gar nicht so spät da waren. Sächsisch war die gehörte Hauptsprache und nahezu alle Gäste waren sehr "wanderlich" gekleidet. 

Um zehn Uhr machten wir uns auf die Socken (tatsächlich musste man recht früh auschecken - der einzige "Nachteil", wenn man so möchte und falls man das 90iger Jahre Praktikabel-Design nicht allzu schlimm empfindet) und suchten uns unser nächstes Ziel. Das sollte dann Bautzen werden. Wenn auch nur als Durchreise-Etappe. Was sollte man schon von einer Gefängnisstadt erwarten?

Und das war dann doch eine Überraschung. Schon die Einfahrt in die Stadt über eine Brücke mit dem grandiosen Blick auf die erhöht liegende mittelalterliche Stadt war der Hammer. Sollten wir hier mal doch anhalten? Wir entschieden uns dafür uns fuhren knallhart in die Altstadt rein und fanden auf dem Marktplatz tatsächlich einen bezahlbaren Parkplatz. Na gut. Wenn wir schon mal hier sind, laufen wir auch mal rein in die Stadt. Und was sollen wir sagen? Die ist toll!

Super im Schuss. Sehr lebendig und mit einem sehr ansprechenden Flair. Auf mindestens einen der vielen Türme (dem "Reichenturm"( musste ich natürlich hoch. Belohnt von einem tollen Blick über die Stadt. Und sogar das noch aktive Gefängnis konnte man in der Nähe erkennen. Das dazugehörige Museum zum Stasi-Gefängnisteil während der DDR-Diktatur (mal sehen, ob diese Vokabel Repliken auslöst) hätten wir gerne besucht, aber dafür reichte die Zeit dann doch nicht. Außerdem war das Wetter für Museum auch viel zu gut. Fast schon zu heiß. Hatten wir jetzt ja auch nicht dauernd die letzten Tage. Kirchen, Gebäude und der "Bautzener-Senf-Werksverkauf". Dort lösten wir eine kleine Diskussion über die "Nachhaltigkeit aus. "Warum verkaufen Sie den Senf den immer noch in Plastikbechern?" - Antwort: "Äh....herstellungsbedingt und so genau...äh...wissen wir das auch nicht. Wir verkaufen das doch nur". Ja, keine wirklich zufriedenstellende Antwort. Zum Glück wussten anwesende Besucher, dass doch "der Mario-Becher aus Glas sei". Ja, stimmt. Aber den gibt es auch nicht überall und "Super-Mario"-Gläser braucht die Welt nun doch nicht wirklich. Die Tongefäße sind zwar nicht schlecht. Aber als Marketinggag etwas überteuert. Vorsichtig formuliert. 

Nachdem wir also genügend Unruhe in die Senfproduktion gebracht haben, suchten wir uns etwas für den Nachmittag zu essen oder zumindest die Chance auf einen Eiskaffee (unser Favorit auf dieser Tour). Die erste Wahl auf dem Marktplatz war gleich eine Katastrophe. Der Personalmangel schlägt also auch dort in der ersten Lage gnadenlos zu. Was ein wenig "dumm" erscheint, da sich mit zwei Leuten (die man entsprechend bezahlt), dass auch gleich positiv auf so ziemlich alles auswirkt. Zumindest in der Hauptsaison - behaupte ich jetzt mal so als Laie. Denn der Laden war draußen auf dem Marktplatz gerappelt voll. Mundarttechnisch ließ sich sogar vermuten, hauptsächlich von Einheimischen. Klappte aber alles nicht (was eine üble Bewertung in Trip-Advisor nach sich zog) und wir wanderten weiter zu einem Cafe, wo wir das exakte Gegenteil in Sachen Service feststellten. Begeisterte Mitarbeiter (genauer gesagt eine Auszubildende), umsichtig, kommunikativ und informativ und mit erkennbaren Spaß an der Sache. Was wir uns erlaubten ihr - neben einem satten Trinkgeld - auch zu sagen.

Tiefenentspannt und angenehm überrascht machten wir uns wieder auf den Weg. 

Und wieder sehr überraschend führte und der Weg über Schwarzkollm, vorbei an der "Schwarzen Mühle", die Christina schon mit entsprechenden Ausschilderungen auf dem Hinweg aufgefallen ist (da aber noch zu weit weg war). Als "KRABBAT" Fan wollte sie sich den Ort unbedingt ansehen. Was sich aber zunächst als recht schwierig herausstellte. Dank vieler baustellenbedingter Umleitungen, war Schwarzkollm bzw. die Mühle alles andere als leicht zu finden. Aber aufgeben war jetzt nicht. Wir waren so nah dran. Jetzt wollten wir sie auch sehen.

Ja, der Ort ist eher so ein auf "Event-Ort" aufgeplustertes Ding, welches komplett auf das Buch abgestimmt ist. Mit Mühlenmuseum, Zauberbuch, Musik und sogar einem 500m langen Rundweg mit Fragen und Antworten zum Buch und kleinen Applikationen ("Friedhof der namenlosen Knechte") gespickt. Für alle, die dem Buch etwas abgewinnen können (und das scheinen vor allem in der Lausitz nicht gerade wenige zu sein) führt das schon zu einem Pflichtbesuch. Das Buch selber von Preußler ist selber auch "nur" die Aufarbeitung einer bzw. vieler Legenden und Sagen aus dem Tschechischen bzw. der weitläufigen Umgebung bis nach Polen. Sehr vielschichtig. Christina war hingerissen, mir fehlte noch der Bezug zum Buch, welches ich immer noch nicht gelesen hatte. Aber das hole ich nach.

Die Klos waren super. Gespendet (der Eintritt ist frei) hatten wir aber nichts. 

Auch hier wieder angenehm überrascht, machten wir wieder auf den Weg. 
An einem See (an dem es etwas seltsam roch) pausierten wir kurz und verputzten einen Teil unseres Picknicks. Mit "Picknick-Sites" tut man sich in dieser Gegen übrigens schwer. Was angesichts der Lokal-Dichte auch kein Wunder ist. Jedenfalls entschlossen wir uns dort, es jetzt gut sein zu lassen. Ab nach Potsdam und dann über Waren/Müritz (wo wir in wenigen Wochen sowieso wieder sein werden) auf Landstraßen (das ist Pflicht) ab nach Hitzacker. 

Und so geschah es. Spät Abends kamen wir in unserem Häuschen in Tießau an und beendeten damit diesen Sommertrip, der wieder einmal sehr überraschende Wege gegangen ist. Nichts von der Stange, nichts was wir wirklich (mal von Breslau abgesehen) einigermaßen geplant wurde und nichts, was auch nur ansatzweise vorhersehbar war. Meistens jedenfalls.

Eben wieder mal ein "On-the-Road" Trip.