Görlitz II

 

Heute Morgen ließen wir uns Zeit. Das Frühstück war nicht spektakulär aber ok - und wir ließen uns auch dort Zeit (nachdem wir lange über das alte Paar neben uns sprachen, die scheinbar einen sehr interessanten gemeinsamen Urlaub verbrachten - ohne ein Paar zu sein. Und daher kamen wir erst gegen 11 Uhr los. In der Nacht muss die Polizei zurückgekommen sein - zumindest meinte ich "Funkverkehr" mitbekommen zu haben ("Geht's euch gut?") - aber vielleicht hatte ich mich da auch verhört.

Wir fuhren mit dem Wagen in die Stadt und parkten am Oberen Markt. Für 4 Euro gerade mal 2 1/2 Stunden. Na egal.

Unser erster Weg führte uns in das "Schlesische Museum zu Görlitz". Als Kind der 80iger Jahre sah ich die "Vertriebenenverbände" und ihren damaligen "Kult" um die verlorenen Gebiete in Schlesien eher kritisch. Dahinter steckten aber natürlich sehr viele eher persönliche Geschichten. Das Museum arbeitet diese Historie und ihre komplexen Hintergründe wirklich gut auf. Und kam zu dem Ergebnis, dass dank der Wende und der sich anschließenden Annäherung der beiden Länder Polen und Deutschland, das Stichwort "Schlesien" eine völlig neue, weil verbindende Story bekommen hat. Man erkennt die neuen Gemeinsamkeiten und vor allem den den touristischen Wert dieser Gemeinsamkeiten. Und man hat auch erkannt, dass der fatale Hang zu nationalistischen Separationstendenzen, die bereits Ende des 18. Jahrhunderts begannen (bis dahin lebten die Menschen in dieser Region in einer multikulturellen Harmonie) eine unangenehme Tendenz für alle entwickelte. Jeder glaubte für sich, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben. Mit den bekannten Folgen zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Und daran erinnern im Grunde diese Verbände. Übrigens: Aufgrund dieser zentralen nationalistischen Rolle Schlesiens in der damaligen Politik, wurde mir z.B. jetzt erst wirklich klar, warum sich dieser fingierte Angriff auf den "Deutschen Sender" in Gleiwitz in den letzten Tagen des August des Jahres 1939 gerade dort zugetragen hatte (der übrigens ein Opfer nach sich zog: ein gefangener polnischer Soldat, der betäubt und vor Ort ermordet worden ist). Für die Nazis war Schlesien geopolitisch ein hochbrisanter (und wohl auch hochgeputschter) Bereich ("Korridor").

Das Museum war toll aufgebaut und man konnte den Reiz erkennen, den Land und Leute für viele Jahrhunderte auf die damaligen Zeitgenossen ausgeübt hat. Und wie viele Kriege darum geführt wurden. Unter anderem auch mit Napoleon in den Befreiungskriegen. Geopolitisch war dort eine politische Mitte für viele Jahrhunderte zu finden.

Christina ging es heute früh nicht gut. Warum blieb unklar. Aber der Guide in dem Museum - in dem nicht viel los war - hatte kein Erbarmen und "zwang" sie auch noch in den Teil des Museums, der den II. Weltkrieg umfasste. Der allerdings es auch wert war.

Wir suchten uns dann ein kleines Cafe ("Fräulein M." - ganz frisch aufgemacht) und entspannten - bei besten Wetter übrigens - im hinteren Garten bei Tee und Kuchen. 

Aber statt weiter die Stadt zu Fuß zu ergründen, gingen wir zurück zum Auto (Unsere Parkzeit war nämlich auch schon abgelaufen und es bezog sich). Aber statt ins Hotel zu fahren, machten wir die Stadttour eben selber. Und dabei - auch wenn die Innen- und Altstadt nicht wirklich groß ist - kamen wir ordentlich herum. Bis rüber nach Polen sogar (Der Nachbarort heißt "Zgorzelec" - schwieriger kann man es sich wohl kaum noch machen). Der Ort selber war aber eher so lala. Der Witz ist halt die Nähe zu Görlitz und die Möglichkeit - man ahnt es schon - Zigaretten kaufen zu können. Da wir die immer noch nicht brauchen, fuhren wir wieder zurück und kauften im Rewe ("Die Mutter aller Rewes") noch schnell für das Abendbrot ein. Wir hatten keine Lust, nochmal in die Stadt zu fahren und dort zu essen. 

Am Abend gegen halb sieben entschieden wir uns dann aber für einen Absacker nochmal in die Stadt zu fahren. Das Wetter klarte wieder auf und die Sonne kam raus. Viel war nicht mehr los (am Vormittag allerdings auch nicht), aber wir schlenderten nochmal durch die Innenstadt, diesmal zu Fuß rüber über die Brücke unterhalb des Nicolaizwingers bzw. der Peterskirche nach Polen. Gegenüber dem Hotel "zum Klötzelmönch" in der Fleischerstraße fanden wir dann einen netten kleine Biergarten mit Selbstbedienung, in dem wir uns endlich das "Landskron" gönnen konnten. 

Es war dann bereits dunkel, als wir am Hotel ankamen. 

Die Polizei war auch schon wieder unterwegs  und auf der "Jagd".