On the Road
Das war eine ziemlich krasse Autofahrt heute, die uns nach über 330 Kilometern entlang und über das polnische Riesengebirge in die Altstadt von Prag brachte - was heute so gar nicht geplant war.
Aber der Reihe nach.
Am Morgen ließen wir uns wieder wie gewohnt Zeit.
Ich ging nochmal - da sich das Wetter doch dramatisch verbesserte (na gut, es regnete nicht. Aber das ist für uns schon mehr als "Dramatik") ein wenig durch die Stadt und lief in Richtung des 360 Grad Bild-Museums (Panorama Raclawice), in dem irgendeine sehr bedeutende Schlacht von 17xx (keine Ahnung) abgebildet wird. Interessante Gegend, gehört noch zur Altstadt. Aber schon der "Nowy Tarc Plac" (Platz) zeigt, dass die Architektur in Breslau sich auch gerne "nur" auf "funktionsgerecht" reduziert. Und damit leider weit entfernt von nur annähernd "attraktiv". Ich zog also noch einen kleinen Bogen um diesen Teil der Stadt, kam am "Mercure" wieder raus (das auch tagsüber kaum besser aussieht. Was hat sich der Architekt/in dabei nur gedacht?) und stellte überrascht fest, dass das Hotel "Lothus" doch noch in Betrieb ist. Warum war da gestern Abend kein Licht? Seltsam.
Und da ich schon mal in der Nähe war, bin ich in der "Magdalenen-Kirche" für 15 Sloty doch noch auf den Turm hochgeklettert. Warum auf dem Weg nach oben - mit Rotlicht untermalt - unbedingt schauerliche Töne und Gestöhne/Geheule den Touristen begleiten müssen, entzog sich mir völlig. Der Blick auf der schmalen Brücke zwischen den zwei Türmen über die Stadt war okay.
Aber schnell wieder runter. Wir wollten ja los und Christina hatte sich schon gemeldet.
Wir checkten aus, verpackten den Wagen und zogen los.
Immer noch ohne konkretes Ziel. Irgendwann einigten wir uns dann auf Riesengebirge (oder wie das da heißt), vielleicht mit Übergang nach Tschechien. Da bot sich auf den Straßenschildern der Ort "Kudowa Selna" (jedenfalls fand sich da ein CZ daneben). Witzigerweise fanden wir diesen Ort dann schlussendlich noch nicht mal. "Kudowa Zdoroj" war noch existent, dann kam ein Hinweis auf "Kudowa Selna" - und plötzlich waren wir in Tschechien. Nix Selna. Eigentlich hatten wir fast schon geplant, da unter zu kommen, denn der Weg dahin über die Berge (vermutlich das "Isergebirge") hat sich aus Gründen ewig hingezogen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber da war einfach nichts. Und so kachelten wir die letzten 140 Kilometer noch durch bis Prag.
Das es dazu kam, war dem mehr als ungewöhnlich zu nennenden Weg über die Landstraße (A8) geschuldet. Die Strecke war wirklich unterhaltsam. Aber richtig krass wurde es dann kurz vor dem Ort "Braszowice". Dort fand die erste Straßensperrung durch die Polizei statt. Warum und wieso? Wer weiß das schon? Der Polizist dort zeigte uns mit Gesten noch an "Gaaaaaanz weit rum fahren". Aber was das "Gaaaaanz weit" genau bedeutet, konnten wir nicht ahnen. Denn im Grunde war die gesamte A8 bis Bardo (früher "Wartha") gesperrt. Und das weit über Bardo hinaus. Mit exakter geometrischer Triangulierung und der Fähigkeit aus Planlosigkeit noch etwas zu machen, fanden wir den Weg in gedachten Rechtecken über namenlose und irgendwie auch vergessene Dörfer zurück auf die A8 und kamen so immerhin noch bis Bardo. Auch auch dort war die Hauptstraße gesperrt (da aber wegen einer Baustelle - wie an so vielen Stellen unterwegs). Dort boten sich uns dann zwei Varianten: Links und rechts. Wir wählten rechts und kamen durch einen sehr netten Ort (ein Marien-Wahlfahrtsort) und steckten schon nach einem Kilometer erstmal fest. Nichts ging mehr. Nach 30 Minuten Wartezeit entschieden wir uns umzukehren. Da gab es ja NOCH eine Variante. Die Straße nach LINKS. Wir fuhren über die Baustelle zurück. Immer in der Hoffnung, dass uns niemand entgegen kommt. Überraschten den völlig planlos am Ende herumstehenden Aufpasser ("hä...da kommt was von hinten?") kalt (was uns aber auch kalt ließ) bestaunten die vor ihm stehende (neue) Schlange (was soll das nur?) und bogen jetzt nach rechts ab (das was vorher die linke Alternative war). Diese sehr kleine Straße war überraschend leer. Klar, die standen entweder alle noch VOR der Einfahrt nach Bardo oder IM Ort fest.
Unser erster Versuch (Triangulierung vom Feinsten) den nächsten Weg in die Berge zu finden schlug ziemlich fehl. Die Straße wurde immer schlechter. Die wenigen Häuser immer gruseliger und schlussendlich fanden wir uns auf einen Waldweg wieder. Okay. Also rückwärts wieder runter.
Zweiter Versuch: Die Straße weiter und dann die nächste wieder rechts rein in die Berge. Auf den ersten Blick kam uns das auch nicht gerade als eine Erfolgsgeschichte vor. Die ....ja, sagen wir mal - Straße wurde immer schmaler und schlechter (Löcher, die vermutlich noch aus Zeiten der Piasten stammten). Aber dann kamen uns die ersten Fahrzeuge entgegen. An sich erstmal ein Problem wegen der schmalen Wege ("Argl. Ein Abgrund"). Aber immerhin: Zeichen von Zivilisation. Und ganz oben auf der Kuppe fanden wir dann sogar einen Parkplatz und einige Autos, Und zu unserer Freude ging die Straße dort am Parkplatz auch weiter nach unten. Und es wurden von dort immer mehr Autos, die uns entgegen kamen (Wenn wir hier von "Mehr" sprechen, meinen wir gerade mal alle 2 Minuten ein Wagen, was aber schon für Erleichterung sorgte - mal von den Bussen abgesehen. Der Abgrund!). Später verstanden wir, dass dies Fahrzeuge aus Klotzko waren, die auf der A8 ebenfalls nicht nach Bardo kamen - den die Straße war auch dort komplett gesperrt (ob man das den Armen oben in Bardo irgendwann mal verraten hat? Oder stehen die dort immer noch herum? Wie auch immer: Klotzko war richtig. Dort links ab und wieder auf der A8 in Richtung "Kudowa Selna" (von dem wir zu dem Zeitpunkt ja noch ausgingen, dass es existiert).
Das hat natürlich Zeit gekostet. War aber extrem spannend und unterhaltsam. Wann kommt man sonst schon mal in eine solche Gegend?
Aber wie ja schon erwähnt, kamen wir dann mit unserem Kurort nicht weiter. Das Wetter wurde auch wieder unterirdisch. Und Zack: Waren wir in Tschechien.
Also weiter nach Prag. Das ging auf der Autobahn dann auch ganz gut. Und kurz vor Prag wurde das Wetter auch wieder besser.
Christina suchte uns das "Ambassador" in der Altstadt aus. Das fanden wir (Navi sei dank) auch sehr gut. Was wir nicht fanden, war ein Parkplatz, um überhaupt nachfragen zu können, ob die was für uns haben. Wir fuhren das Hotel 3x an (was angesichts der Baustellen und Einbahnstraßen eine kleine Herausforderung war) und gaben dann auf. Plötzlich erkannte ich die Ecke nämlich wieder. Wir waren in der Nähe von "Florenc" bzw. auf der Straße zur Innenstadt der "Na Porici". Da war doch das geniale Art Deko Hotel "Imperial", in das ich unbedingt mit Christina mal wollte. Ich hielt dort kurzerhand (ja, da fand sich ein Platz- wenn auch gewagt) und fragte nach. Tatsächlich hatte man ein tolles Zimmer für 2 Nächte für uns. Was man nicht hatte, war ein Parkplatz. Aber ich hätte im Hilton parken können. Die meinten doch nicht etwas das Hilton oben in Florenc beim B+B? Das war mir zu extrem (und nein: das meinten sie nicht. Das gemeinte Hilton befand sich in der Parallelstraße zur "Na Porici".Aber das schnallte ich erst am nächsten Tag). Ich versuchte es dann nochmal im daneben liegenden "Cosmopolitan" (sehr elegant) und dann im "Motel One" (nicht so elegant) - aber beide vermeldeten "booked out". Aber dann hatte das nicht minder elegante "M-Gallery" (Accor Special-Class) was für uns. Und einen Parkplatz im IBIS Parkhaus. Jedenfalls hoffe ich derzeit noch, dass ich das richtig verstanden hatte (denn dort gibt es zwei Parkhauseinfahrten: eine öffentliche und eine für das IBIS. Na, dass wird sich dann übermorgen zeigen). Und so buchten wir diesen unverschämt luxuriösen Laden für zwei Nächte und bezogen unser Zimmer.
PS: in diesem Hotel war früher übrigens die "Arbeiter-Unfallversicherung des Königreichs Böhmen". Und dort arbeitete Franz Kafka als Vice-Sekretär fast 14 Jahre lang. Auf diese Feststellung legt das Hotel übrigens heute großen Wert und überall sind Hinweise auf diese Tätigkeit zu finden.
Nach gewissen Verrichtungen zogen wir dann nochmal los in die Altstadt in Richtung Karlsbrücke. Der Weg dahin ist ja vom Hotel aus kaum der Rede wert. Ein dann überraschend einsetzender Regen zwang uns dann kurzerhand eine Restauration (Karlova 1) vor der Brücke aufzusuchen. In der Regel keine gute Idee, in so einer Touri-Gegend, falls man was Gutes sucht. Aber es erfüllte seinen Zweck (trocken) und wir fanden auch eine (fleischlose) Kleinigkeit zu essen (wenn man keine Ansprüche stellt ist das sogar ok gewesen) und machten uns dann bald zurück ins Hotel. Der lange Tlag mit seinen überraschenden Wendungen hat doch seinen Tribut gekostet.
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Beim nächsten Mal |
Wir schliefen daher sehr gut in Kafkas alten Büro.